Hilfe!!!!!!!!

Liebe dein Leben?

Langsam grub sich die Scherbe in ihr Handgelenk und ein Tropfen Blut quoll fast wie in Zeitlupe aus dem Körper.
Tiffany, genannt Tiff, wischte sich den Tropfen ab, warf die Scherbe in den Mülleimer und ging hoch in ihr Zimmer. Dort schloss sie die Tür ab. Ja, sie ritzte sich. Seit zwei Jahren. Doch niemand bemerkte es. Sie hatte keine Freunde, ihr Vater war Alkoholiker – und zertrümmerte ständig Flaschen, deswegen hatte Tiff genug Scherben zum Ritzen – und ihre Mutter arbeitete als Maskenbildnerin in irgendwelchen wichtigen Filmen und hatte deswegen nie Zeit für ihre Tochter. Tiff nahm immer wieder heimlich Theater-Schminke mit hoch in ihr Zimmer und versuchte, die Narben zu überdecken. Es war nicht besonders leicht, aber bisher schien es niemandem aufgefallen zu sein und das zählte für das Mädchen.

Der nächste Tag war wieder jeder andere für Tiff – abgesehen von der Neuen, die in die Klasse kam. Mit Schuhen, deren Absätze halsbrecherisch waren, fünf Kilo Schminke im Gesicht und einem Selbstbewusstsein, dessen Größe man mit der eines Blauwals vergleichen konnte, stöckelte sie ins Klassenzimmer. „Hey! Ich bin Sarah!“, quietschte sie, ehe Frau Salmel, die Klassenlehrerin, etwas sagen konnte. Sarah quatschte einfach drauflos und da niemand – aus unerfindlichen Gründen – neben Tiff sitzen wollte, bequemte sich „die Tussi“, wie Tiff sie heimlich bereits nannte, neben sie. Sarah und Tiffany stritten sich, da Sarah behauptete, Tiff würde schrecklich stinken.

Und dann begann die Phase, in der Tiffany gemobbt wurde. Sie ritzte sich öfter, tiefer, länger, schmerzhafter. Es tat ihr gut.

SECHS MONATE SPÄTER

Ein Mädchen mit vernarbten Armen stand an der Brücke, blickte in den reißenden Fluss unter sich. Dann festigte sich ihr Griff um das Messer, welches im Mondlicht glitzerte, fuhr langsam mit der Klinge über ihren Unterarm, warf das Messer in den Fluss, sprang hinterher und ertrank ohnmächtig.
Am nächsten Tag gab es einen Zeitungsbericht über ein scheinbar sorgloses, glückliches Mädchen, das sich – aus Sicht der Mutter ohne jeglichen Grund – in der Nacht in den Tod stürzte.