Kieselsteins Geheimnis- Auftragsgeschichte

Anführer SONNENSTERN - goldbrauner Kater

Zweiter Anführer KORNEICHE - hellbrauner Kater mit blauen Augen

Heiler GROTTENFUSS - schwarze Kätzin; Mentorin von TEICHPFOTE

Krieger RABENFEDER - schwarzer Kater mit blauen Augen

BLAUFELL - blaugraue Kätzin; Mentorin von KNITTERPFOTE

AMPFERDUFT - schildpattfarbene Kätzin

WINDBÖ - grauer Kater

GRAUBAUCH - hellgrauer Kater; Mentor von RUSSPFOTE

FELSPELZ - grauschwarze Kätzin

Schüler TEICHPFOTE - rote Kätzin

KNITTERPFOTE - cremefarbene Kätzin mit extrem langem Fell

RUSSPFOTE - graue Kater

Königinnen FLUSSBETT - weiße Kätzin mit grünen Augen

KIESELSTEIN - braune Kätzin mit grauen Flecken

GOLDSTRAHL - goldene Kätzin

Älteste LANGKRALLE - heller Kater mit sehr langen Krallen

TUPFENJUNGES - schwarzweiße Kätzin, die schon als Junges einen Unfall hatte und deshalb zu den Ältesten musste

BEERENSTRAUCH - weißer Kater

Wirbelwind - goldbraun gesprenkelter Kater

Goldjunges - goldbraungestreifte Kätzin

Erdjunges - brauner Kater

Sonja - blaugrau-weißes Hauskätzchen

"Wir müssen es geheim halten. Uns bleibt keine andere Wahl. Mein Clan wird mich verbannen, wenn es rauskommt. Und das möchte ich auch nicht. Versprichst du mir, auf die Jungen aufzupassen, wenn es sein muss?", miaute Kätzin leise. Ein kräftiger Kater leckte der Kätzin übers Ohr. "Das werde ich. Ich werde sie mit meinem Leben...", setzte er an, spitze aber plötzlich die Ohren. "Sie kommen. Ich muss gehen", sagte er und huschte davon. Die Kätzin seufzte, holte schnell die Maus, die vorher erbeutet hatte und lief zu der herankommenden Katzentruppe. "Kieselstein! Wo warst du?", rief ein schwarzer Kater. "Ich war jagen, Rabenfeder. Das sollten wir schließlich auch, oder ist das seit neustem verboten?", scherzte die Kätzin. Rabenfeder sah sie an. Dann schnüffelte er. "Hier war ein Streuner", knurrte er. Kieselstein hielt erschrocken die Luft an. Hoffentlich hat keiner gesehen, wie ich mit ihm geredet habe., dachte sie besorgt. "Ich habe gerade einen beim Jagen gestört", schwindelte sie schnell. "Ach so.", sagte Rabenfeder und entspannte sich. "Kommt, wir sollten wieder gehen, bevor es dämmert", sagte Beerenstrauch, der schon recht alt war. Die Katzen trabten nebeneinander wieder zurück ins Lager. Sie legten die Beute auf dem Frischbeutehaufen ab. Dabei mussten sie an der Kinderstube vorbei. Unwillkürlich erinnerte sich Kieselstein an ihre Jungen, die noch im Bauch waren. Noch war es niemandem aufgefallen. Aber wann würde sich das ändern? Hoffentlich zu bald.

Es war Nacht und Kieselstein konnte nicht schlafen. Sie wälzte sich hin und her. Plötzlich spürte sie ein Treten. Sie kannte es bereits von ihren Töchtern Knitterpfote und Teichpfote. Aber es war doch viel zu früh für die Geburt! Panik packte die Kätzin. Sie konnte es nicht mehr im Kriegerbau aushalten. Sie schlich sich aus dem Lager und zu der Höhle, in der ihr Gefährte immer schlief. "Wirbelwind!", rief sie leise. Eine dunkle Gestalt erhob sich. "Kieselstein! Was willst du denn hier?", rief er überrascht aus. "Ich habe dieses Treten, wenn es heißt, das Jungen zur Welt kommen", flüsterte sie. "Aber das kann doch nicht sein!", rief er panisch aus. Kieselstein nickte unter Schmerzen, dann brach sie zusammen. So durfte es nicht sein. Trotzdem wusste sie, dass sie jetzt gebären musste. Sonst würde sie sterben. Das Risiko, dass die Jungen nicht überleben würden, waren dann zwar ziemlich hoch, aber der Drang, zu pressen, ließ sich nicht unterdrücken. Sie keuchte. Wirbelwind schrie erschrocken aus. "Kieselstein! Nicht! Die Jungen werden...", flehte er. Doch es war zu spät. Schon lagen zwei Junge. Kieselstein konnte nur pressen und keuchen. Den Rest bekam sie nicht mehr mit. Die Schmerzen betäubten sie. Irgendwann war alles vorbei. "Kieselstein! Es sind drei Junge, aber das letzte hat nicht überlebt. Es ist tot zur Welt gekommen. Das ist das Problem bei frühgeburten", flüsterte der Kater. Kieselstein war müde, aber sie leckte ihre zu früh geborenen jungen gegen den Strich trocken und schob sie schließlich an ihren Bauch. "Hol schnell moos. Sie brauchen besonders viel Zuneigung und Fürsorge, wenn du nicht willst, dass sie sterben", sagte sie schwach. Sie legte sich schützend um ihre Jungen und bekam nur schwach mit, wie Wirbelwind verschwand.

"Rabenfeder, Kieselstein, Blaufell und Knitterpfote, ihr geht zur Jagd", sagte Korneiche. Kieselstein nickte. Sie würde wieder alleine Jagen gehen. Wie immer. Sie sagte immer, dass sie einen Geheimort hätte. Niemand würde ihn je zu sehen bekommen. Wenn die wüssten, dachte sie dann immer, wenn sie zu Wirbelwind und ihren Jungen huschte.

"Ich gehe alleine Jagen", miaute Kieselstein. Niemand wandte etwas ein. Man nannte Kieselstein auch die "Einzeljägerin". Rabenfeder war der Hartnäckigste von allen gewesen. Er war ein guter Freund von Kieselstein und heimlich in sie verliebt. Das wusste keiner, denn Rabenfeder war ein meister darin, Gefühle zu verbergen. Rabenfeder nickte nur, doch Kieselstein, die mit dem Kater aufgewachsen war, spürte, dass ihn das traurig stimmte. "Also, wenn ich nicht wiederkomme, sagt ihr dann bitte Sonnenstern, dass ich mich bei meinem geheimen Jagdplatz befinde, ja? Und die Wahrscheinlichkeit, dass ich NICHT zurückkomme, ist ziemlich gering", scherzte sie. Dann lief sie davon. Nicht in Richtung Wirbelwind und ihren Jungen, sondern in eine völlig andere Richtung. Zur Ablenkung. Schließlich, als sich die Kätzin sicher war, dass niemand ihr folgte, rannte sie los. Sie flog über Steine und Äste, solange, bis sie schließlich keuchend bei einem Streuner mit zwei Jungen ankam. "Kieselstein!", rief Wirbelwind. "Erde und Gold haben schon rumgeschrieen vor Hunger. Oh, Verzeihung, ich meine Erdjunges und Goldjunges", fügte er hinzu, als die Clankätzin ihn schief anblickte. "Ich weiß wen du meinst!", lachte sie dann. Schließlich schob sie Erdjunges und Goldjunges an ihren Bauch und die beiden begannen gierig zu trinken. Traurig dachte die Königin an das dritte, tote Junge. Es war braungesprenkelt gewesen. Eine Mischung aus ihr und Wirbelwind. Die Jungen waren schon zweieinhalb Monde alt, aber gerade mal so groß wie jungen, die gerade frisch geboren waren. "Ob sie...", setzte ihr Gefährte an, verstummte dann aber. Kieselstein stand mit einem Ruck auf, als die Jungen fertig waren. "Es tut mir leid, aber ich werde die Jungen wohl nicht mehr säugen können. Ich produziere keine Milch mehr", sagte sie leise. "Aber Kiesel..." "Sei still!", zischte die Braune. "Sag jetzt bitte nichts und lass mich einfach gehen", bat sie schließlich und wischte einfach aus der Höhle. Den Schmerz, den sie jedesmal verspürte, wenn sie bei Wirbelwind war, war der Grund dafür, dass sie keine Milch mehr produzierte. Das hatte sie gespürt. Plötzlich erinnerte sie sich an Wirbelwinds Worte, als die Jungen zur Welt kamen. 'Wenn die Jungen zur Welt kommen, und es fliegt alles auf, wird sich meine Schwester Sonja um alles kümmern. Sie ist ein Hauskätzchen, aber nicht wirklich anders als ich'. Kieselstein hatte Sonja schon bald darauf kennengelernt. 'Was denn', hatte sie gesagt. 'DAS sind deine Jungen? Sicher, dass du nicht von einer dieser ekligen, mickrigen Clankatzen abstammst? Die soll es ja überall geben. Und was für namen die haben: Röhrichtkralle oder Präriesonne. Widerlich. Sei froh, dass du eine Streunerin bist. Auf jeden Fall werden deine Jungen durch meine Milch sprießen und nicht mehr so...abstoßend sein' Kieselstein hatte sich beherrschen müssen, nicht erst Sonja zu zerfetzen und schließlich Wirbelwind zu zerreißen. Wie kam er nur auf die Idee, dass er seiner grässlichen Schwester erzählte, sie sei eine Streunerin. Sonja war auf jeden Fall anders als ihr Bruder. Trotzdem, sie konnte ihre Jungen nicht mehr besuchen. Allerdings wollte sie sehen, wie sie wuchsen. Sie würde sie auf jeden Fall jeden Tag ode jede Nacht besuchen. Koste es, was es wolle.

"Kieselstein? Sonja war gerade da. Sie meinte, Erdjunges und Goldjunges bräuchten keine Milch mehr", sagte Wirbelwind. "Ach? Was sie nicht sagt. Darf ich sie mir wenigstens ansehen?", spottete die Kätzin. Sie hasste Sonja. "Deine dumme Schwester kann bestimmt nicht mal einen Storch von einem Spatz unterscheiden!", fauchte sie ihren Gefährten an. Die beiden stritten sich in letzter Zeit oft. Immer hieß es "Sonja sagt dies, Sonja sagt das, Sonja will aber jenes". Kieselstein erschrak nicht das kleinste bisschen, als Sonja plötzlich vor ihr stand. "Ich kann sehrwohl einen Spatz und einen Storch auseinanderhalten!", knurrte sie. "Wirklich? Seit wann geben deine Zweibeiner.." "Sie heißen Hausleute", fauchte Sonja. Kieselstein zuckte gleichgültig mit dem Schwanz und trat dann zu ihren jungen. "Mama!", rief Erdjunges. "Mama! Tante Sanjo sagt, dass du nicht jagen kannst", quiekte er. Kieselstein wirbelte herum. "Du - sollst - nicht - so - viel - mit - meinen - Jungen - erzählen", sagte sie drohend und betonte jedes einzelne Wort. "Kieselstein! Sie ist ihre...", setzte Wirbelwind wütend ein. "Weißt du was? Ich gehe. Mit Erdjunges und Goldjunges. Immer heißt es bei dir nur Sonja sagt dies, Sonja sagt das, Sonja macht jenes. Ist SIE deine Gefährtin oder ICH?", fuachte die braune, packte ihre Jungen und schob sie aus der Höhle. Die beiden jungen schmiegten sich an ihre Mutter. "Wo bringst du uns hin, Mama?", fragte Goldjunges. "Hört mir bitte zu. Ich weiß, man soll nicht lügen, aber wenn ihr die Wahrheit sagt, muss ich sterben, versteht ihr das?", übertrieb die Kätzin ein wenig. Erschrocken nickten die Jungen. "Achtung! Ins Gebüsch", zischte Kieselstein. Die Jungen rannten in ein Lorbeergebüsch. Kieselstein roch Rabenfeder. "Rabenfeder! Hör auf, mir nachzuspoinieren!", rief sie. Der Schwarze kam hinter einem Baum hervor und trug ein Eichhörnchen im Maul. "Mit wem hast du da geredet?", fragte er. Kieselstein stöhnte. "Ich weiß, dass du mir schon seit geraumer Zeit nachschleichst, aber das muss ein Geheimnis bleiben. Ich kann es dir nicht erzählen", sagte sie sanft. "Ich weiß es eh. Du liebst diesen Streuner und hast von Junge von ihm. Meinst du, ich habe die Tritte deiner Junge nicht bemerkt, wenn du neben mir im Kriegerbau lagst? Erst dachte ich, du hast sie von einem anderen Kater aus dem Clan. Aber ich bin dir immer und immer wieder nachgeschlichen. Zeig deine Jungen und ich werde so tun, als wäre ich der Vater. Der Clan wird nichts merken", brach es aus dem Kater heraus. "Rabenfeder! Warum hast du denn das nicht früher gesagt", rief Kieselstein. Sie macht sich Vorwürfe. "Pass auf, deine Jungen haben ja jetzt alles mitbekommen, und sie wissen ja, was passiert", sagte der schwarze Kater ruhig. "Erdjunges! Goldjunges!", rief Kieselstein. Ängstlich krochen die beiden Jungen aus dem Gebüsch. "Du willst unseren Vater spielen?", fragte Goldjunges. Rabenfeder nickte. "Ich bin Ra...", setzte er an. "Rabenfeder, Mama hat es ja laut genug gesag´t", sagte Erdjunges frech. Rabenfeder lachte. "Na, dann kommt", sagte er.

Kieselstein sah, wie Goldjunges Rabenfeder nicht traute. "Du hast gesagt, wir dürfen fremden nicht trauen", sagte sie, als Kieselstein sie fragte, warum sie nicht zu ihrem Ersatz-Vater ginge. "Aber Goldjunges. Das ist mein Freund. Ihm könnt ihr trauen. Und war eure Tante am Anfang auch nicht fremd.", schnurrte die Kätzin. Das Junge zögerte. "Doch...schon...aber..." "Na siehst du?", unterbrach Kieselstein ihre Tochter schnell. Sie waren einen Umweg gelaufen, damit die Jungen mehr nach ihrer Mutter und ihrem Ersatzvater rochen. Es dämmerte. "Wir sollten und dort in die Höhle legen. Dort ist trocken und die Sonne wärmt sie immer am Tag. Hier habe ich oft gesessen und dich beobachtet", Rabenfeder deutete auf eine Steinhöhle, die in den letzten Sonnenstrahlen lag. "Ist das nicht Warmhöhle?", fragte Erdjunges. Er hatte den schwarzen Kater auf dem Weg alles mögliche ausgefragt. Rabenfeder nickte lächelnd. Der kleine Kater stürmte in die Höhle. "Hier ist es wirklich warm", rief er dann erstaunt aus. Die anderen traten ein. "Ich habe einmal hier eine Streunerfamilie getroffen und sie haben alles so verlassen, wie es jetzt ist.", sagte der Krieger, als Kieselstein erst die Höhle und dann ihn bewundern ansah. Rabenfeder senkte verlegen den Kopf. "Ich denke, dass es besser ist, wenn ich jagen gehe und ihr schlaft", sagte er. Kieselstein nickte. Erdjunges und Goldjunges - die inzwischen nicht mehr ganz so misstrauisch war - hatten sich schon ein Nest ausgesucht. Jeder ein eigenes. Kieselstein verstand. Sie wollten nicht mehr bei ihrer Mutter schlafen. Sie sind heute auf den tag genau auch sechs Monde alt, dachte sie. Sie wären reif als Schüler Die beiden jungen schliefen sofort ein, doch Kieselstein konnte nicht schlafen. Sie hatte ein merkwürdiges Gefühl. Gerade, als sie wegdämmerte, knackte ein Ast. Die Kätzin fuhr hoch. Eine große, drohende Gestalt stand im Mondlicht. Kieselsteins Herz stand für einen Moment still.

"Windbö?", fragte sie erstaunt. Die Gestalt hatte sich so ins Licht gestellt, dass Kieselstein den Kater erkannt. "Was machst du hier?" "Meinst du, ich merke nicht, wie mein Bruder sich wegschleicht, nur um dich zu suchen?", lachte der Kater mit seiner rauen Stimme. "Er hat es dir also noch nicht gesagt", fügte er hinzu, als Kieselstein ihn verwirrt ansah. Die Kätzin schüttelte den Kopf.

"Windbö! Was machst du denn hier?", rief Rabenfeder überrascht, als er seinen Bruder erkannte. "Darf ich dir...", setzte der Schwarze an, wurde aber von Windbö unterbrochen: "...deine Adoptivkinder vorstellen? Tut mir Leid, Bruderherz, aber das Kieselstein schon übernommen" Er lachte. "Ich geh dann mal", damit verschwand er wieder aus der Warmhöhle. "Rabenfeder, gibt es etwas, was du mir sagen willst? Windbö hat da so andeutungen gemacht", fragte die Kätzin eindringlich. Rabenfeder starrte sie an. "Ja...schon...aber...ach egal, ich sags dir jetzt", druckste er herum, dann stieß er ohne Punkt und komma heraus: "Ichhabemichindichverliebtundwolltewissenmitwemdudichimmertriffstweilduimmersonachkatergerochenhastundichwolltedichnichtverlierenundanliebeskummersterbenoderso" "Äh, kannst du das nochmal sagen? Langsam?", fragte Kieselstein. Sie hatte ihren Freund verstanden, aber sie konnte es nicht glauben. "Ich habe mich in dich verliebt und wollte wissen mit wem du dich immer triffst weil du immer so nach kater gerochen hast und ich wollte dich nicht verlieren und an liebeskummer sterben oder so", sagte der Kater. Kieselstein schluckte. "Oh", kam es heraus, dann packte sie ihren beiden Jungen. "Komm, Rabenfeder, wir müssen zum Clan zurück.", nuschelte sie dann. Rabenfeder sah sie betroffen an. "Wir gehen zum Clan und erzählen allen die Wahrheit. Aber ich denke, dass sie mich im CLan behalten, wenn ich ihnen erzählen, dass ich eigentlich DICH liebe und wir somit gefährten sind. Stimmt doch so, oder?", sie lächelte. Rabenfeder schnurrte und dann liefen sie zusammen ins Lager.